Anfang Januar sank die Schülerzahl der Englischschüler
in Kalahrdaya auf ernüchternde 3. Wieso das?
Dazu gibt es viele Gründe. Zum Beispiel Prüfungen,
Geldnot, keine Zeit, man kann den Deutschen nicht verstehen. Nach ein paar
Hilfreichen Konversationen mit Father Saju habe ich dann langsam die
Unabwendbarkeit der Entwicklung verstanden und meine positive Grundeinstellung
wieder zurückbekommen.
Und auch da wir von drei Wochenstunden auf zwei runtergegangen sind, hatte ich
mehr Freizeit. Ich habe mich also mehr in körperlicher Arbeit engagiert.
Dazu gehört
es sich um Feuerholz zu kümmern und den Garten und die Grünflächen sauber zu halten.
Da die Temperaturen Anfang Januar um die zehn Grad lagen und
zum Ende hin zumindest für mich angenehm warm wurden, haben wir Anfang des Jahres
viele Baustellen gehabt, an denen ich mich mehr oder weniger beteiligen konnte.
Nach Neujahr wurde das erste von drei Dächern der zukünftigen Marienkapelle
einbetoniert, Ende des Jahres wurde das zweite Dach auf das erste gesetzt um es
im Februar ebenfalls einzubetonieren. Am Ende werden alle Dächer
mit kleinen Ziegeln bestückt wodurch sich die Kapelle wunderbar in den Stil von
Kalahrdaya einfügen wird. Das Einbetonieren wurde von ca. 50 zusätzlichen
Arbeitern ohne maschinelle Hilfe innerhalb von einem Tag beendet.
In dem Monat in der Fr. Thottam in Kerala seinen Urlaub
verbracht hatte (15.12. – 19.01.) kamen insgesamt 253 Lastwagen mit Erde, Geröll,
Ziegeln oder Kieseln an um den Baustoff für die Straße zu liefern. In dieser
Frequenz kommen und gehen Lastwagen, seit ich im Juli angekommen bin, jeden
Tag. 100 Lastwagen kosten Father Saju und Father Thottam über einen Lakh (100
000) Rupees, während die Jesuiten 6 000 Rupees pro Kopf, pro Monat bekommen.
Die angehäufte Erde, bzw. Ziegel und Geröll werden von den drei Arbeitern
gleichmäßig verteilt, wobei ich sie unterstützt habe. Zudem habe ich die Ziegel
vom Rubbish (“Geröll”) separiert, da diese mit Vorschlaghämmern kleingeschlagen
und obenauf verteilt werden, bevor wir das Ganze betonieren.
So half ich also mit wo ich konnte, gönnte mir Montags allerdings
den Nachmittag, den ich mit Jesuit Juniors und Novizen im Dhayan Ashram mit
Basketball und Schwimmen verbringe. In St. Pauls High gab es mit dem
Jahreswechsel auch den Wechsel der Klassen. Im Januar habe ich deswegen
Arbeitsblätter und Lektüre für Klasse 9 und 10 vorbereitet, die ich ab Anfang
Februar beide in meiner allmorgendlichen Tuition class unterrichten werde.
Neben meiner Arbeit gab es auch einige besondere Programmpunkte,
wie zum Beispiel der Besuch des Schweizer Jesuitenprovintial und des
–procurators, deren Indienreise sie für eine Nacht nach Kalahrdaya geführt
hatte. Dann habe ich mich zu einer Gruppe Kinder der Gemeinde Raghapur hinzugesellt
und bin auf einem Lastwagen mit fetten Boxen und 30 jolenden Kindern aufs Land
zu einer Missionsstation in Canning gefahren. Canning hat durchaus eine
Ähnlichkeit mit Canyon. Die Landschaft dort ist eine unebene Tonoberfläche, die
von Flüssen und Mangrovenbäumen durchzogen wird. Ganz im Gegensatz dazu haben
wir in Kalahrdaya neben den Teichen ein großes “Feld”, eine Fläche aus
Wasserpflanzen, in denen Fische und kleineres Getier lebt. Wir, die drei
Arbeiter und ich, haben diese Fläche freigeschnitten, Kanälchen angelegt und
begonnen mit den Händen im wadenhohen Wasser Fische zu fangen. Es gibt karpfenartige Fische mit Dornen an den Seiten und auf dem Rücken, ganz schmale
Fische, die ein wenig an richtigherum gedrehte Flundern erinnern und Wels- und
Aalartige Fische, die allerdings nur maximal Armlang werden, doch deren Körper
ab dem Kopf bei Berührungen Hautirritationen verursacht. Während wir also mit
Sichelmessern das Wassergras schnitten und zurückrollten, habe ich insgesamt
sieben Fische und eine Wasserschlange gefangen. Probir, einer der Arbeiter (die
anderen sind Michael und Robin) hat eine handflächen-große
Langhals-Wasserschildkröte aus dem Schlamm gebuddelt und mit nach Hause
genommen (Fotos -> siehe Link an der Seite).
An einem anderen Tag habe ich beim Gärtnern wilde Minze gefunden.
Als ich den dreien erzählt habe, das wir in Deutschland daraus Tee machen, habe
ich nur, mir unverständliche Lachanfälle als Antwort bekommen. Doch da Mashi
unsere Haushälterin die Pflanze nicht kannte habe ich es lieber beim Riechen
belassen.
Inzwischen hatten in der Schule die Vorbereitungen auf den
Sportsday begonnen. Zur Eröffnung der Qualifikationsphase, ist der lokale
Politiker gekommen und hat nach einer kleinen Ansprache im Namen seiner Partei
300 Fahrräder an die Mädchen der 10. und 11. Klasse gestiftet. Die Quali, die
auch Heats genannt wurde fand an drei Tagen statt und bestand aus Läufen und
Weitsprung. Am darauf folgenden Sonntag fand ein Gemeinde Fußball Turnier
statt, bei dem ich auch mal den Kommentatorenplatz einnehmen durfte. Ich wurde
zudem gebeten für ein bisschen Weltmeisterstimmung zu Sorgen und dieser Bitte
kam ich dann mit einem zweitweise deutschen Kommentar und mit “Zeit das sich
was dreht” nach. Der Hauptteil der ganzen Sportveranstaltungen waren dann
natürlich die Finals. Neben den normalen Disziplinen gab es für die Anwesenden
spezielle Spielchen. Die Damen der Schöpfung durften mit Wasserkrügen auf dem
Kopf um die Wette laufen und mit verbundenen Augen und Stock eine Tonvase
treffen. Für die Männer gab es dann Hahnenkampf, sprich Ringen mit zehn
Personen gleichzeitig, bei dem es verboten war die Arme und eines der Beine zu
benutzen. Ich habe aber am Publikums 100m Rennen teilgenommen und in langer
Hose, Vollgummischuhen und Hemd neben bengalischen Jugendlichen im Sportsdress
den dritten Platz gemacht.
Im nächsten Blog:
Anfang Februar werde ich für 12 Tage in Mumbai zum Zwischenseminar
sein. Die Zugfahrt wird ca. 40 Stunden lang sein (kein Umsteigen)…