Anfang Februar
starteten wieder meine Unterrichtsstunden in der Schule. Ich unterrichte jetzt
die guten Schüler der Klassen 8 und 9 in meiner Audiovisuell
Class mit Beamer, was enorme Vorteile bringt. Die Klassen, die in der St. Pauls
Highschool stattfinden, laufen gut und die Schüler sind motiviert.
Die Klasse in
Kalahrdaya dagegen hat stark abgebaut. Die Schülerzahl ist auf ernüchternde
drei Schüler gesunken und der Unterricht kam in der zweiten Februarwoche ganz zum
erliegen. Ob daran jetzt die Kälte, die Schulexamen oder ich schuld war
kann ich und konnte mir keiner sagen. Mit einem unguten Gefühl und
einer Problemstellung bin ich am 06. 02. in den Zug zum Zwischenseminar in
Mumbai gestiegen. Das Zwischenseminar ist dazu da sich auszutauschen und Probleme
in Gruppen zu besprechen und gegebenfalls zu lösen.
Die 41 Stunden
lange Zugfahrt war ein großer Spaß. Ich habe zwei Nächte
auf engstem Raum mit wildfremden Indern verbracht, mit denen ich über
muslimische, hinduistische und christliche Weltanschauung und methaphysische
Fragen diskutiert habe. (Natürlich nicht auf Bengali.) Und von denen
ich mir eine stattliche Filmsammlung auf den Stick kopieren konnte. Zusammen
haben wir viel gelacht, während sie mir Cricket erklät haben oder ich über
einer ihrer Girlfriends urteilen sollte.
In Mumbai haben
wir JVs (Jesuit Volunteers) andere Freiwillige kennengelernt und viel Spaß in
der 21 köpfigen Gruppe gehabt. Neben Vorträgen und dem grandiosen Programm unserer
Teamer standen auch Ausflüge in die Stadt auf dem achttägigen Programm. Nach
einer 30 stündigen Zugfahrt war ich schon wieder in Kolkata und plötzlich mitten im Frühling.
Die Temperaturen stiegen in der Zweiten Hälfte des Februar bis auf 32 Grad. Die
Mangobäume und viele andere standen in voller grüner, roter und rosa Blüte und
man konnte wieder schwimmen gehen.
Bei meiner
Ankunft wurde mir Josef vorgestellt, der, wie ich ich wusste, für drei
Monate mit uns wohnen wird. Er ist ein Medizinstudent, wird dementsprechend
immer als der Doctor (bengl: Dactar) vorgestellt und so sind wir dann immer als
Brother und Dactar unterwegs gewesen. Er arbeitet zeitweise im Hospiz der
Mutter Theresa Schwestern in Kolkata und ist wie ein Mitfreiwilliger für
mich. Es macht echt Laune noch einen zweiten Mann beim Fußball mit dabei zu haben
oder mal abends gepflegt eine Runde Karten zu spielen oder einen Film zu
gucken. Er unterrichtet auch die Tanzkinder, die später mit Father Saju
durch Europa touren, in Englisch und Deutsch und gerade in der German Lesson lasse
ich es mir nicht nehmen mich dazuzusetzen.
Ein paar Tage
nach meiner Ankunft kam eine gute Freundin von Father Saju, Gisela, aus
Deutschland zu Besuch, mit der wir alle zusammen ein paar Ausflüge
unternommen haben. Während dieser Zeit kamen auch die ersten
Englischschüler nach Kalahrdaya und in drei Wochen hatte ich wieder 10 Schüler,
die trotz einer Woche Regen zu jeder Stunde erschienen.
Am 27. Februar
war mein Geburtstag und die Überraschung, die mir meine St. Pauls Schüler
bereitet haben war mein persönliches Highlight diesen Monat. Zunächst
wurde die allmorgentliche Messe in eine Geburtstagsmesse umgewandelt und mir
viel gratuliert. Da ich wusste, dass wir (Father Thottam, Father Saju und ich)
uns nichts schenken, war ich von der großen Tafel Zartbitterschokolade, die mir Saju
in die Hand drückte begeistert. Als ich dann zur Schule gefahren
bin habe ich erstmal jedem Kind, das ich gesehen habe Schokobonbons in die Hand
gedrückt. In der Schule wurde ich von den Schülern der Klasse 8 und 9,
die ich unterrichte in Empfang genommen und mit zugehaltenen Augen auf einen
Stuhl gesetzt. Als ich die Augen aufmachen durfte hatten die Schüler,
die auch in der Schulband waren, Trompeten, Flöten und Klarinetten in
den Händen und dann spielten sie mir ein großes „Happy Birthday“. Vor
mir stand ein kleines Erdbeer-Sahne –Törtchen mit passender Aufschrift und eine
riesige mixed Chocolate Packung. Nach der großen Fotosession habe ich
den Kuchen an die Kinder verfüttert und dabei den einen oder anderen
Sahnefleck im Gesicht bekommen. Mein Fehler war, dass ich danach das Büro von
Father Amulya, in dem das ganze stattfand, verlassen habe. Dort standen nämlich
alle 1200 Schüler zum Assembly und einer rief „Happy Birthday
Alex“. Daraufhin war die so mühsam aufgestellten Reihen von Schülern zunichte
gemacht, weil jeder Schüler meine Hand schütteln wollte, während
die Lehrer versuchten Ordnung in das Chaos zu bringen...
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